Mythos Fitness-It-Girl

Mythos Fitness-It-Girl

Eigentlich wollte ich hier eine super Satire über diese tollen Instagram Fitgirls verfassen. Aber naja, das gibt es doch schon in 1000-facher Ausführung. Dann habe ich mir überlegt eine Anleitung dazu zu schreiben. Aber naja, das gibt es ebenfalls in 1000-facher Ausführung. Wie wärs mit Sporttipps? Rezepten? Superfood? Organic Food? Veganer? Jutebeutel? Oh, hoppla jetzt bin ich abgedriftet.

Ok, so wird das nichts. Ich kann bei dem Thema Fitness sowieso nicht objektiv bleiben, weil ich ja selbst eines dieser irren Fitgirls bin. Also entweder ich zieh mich selbst durch den Kakao oder ich müsste lügen und so tun als würde ich zum 1. Mal eine Hantel in der Hand halten. Oder ein Fahrrad sehen. Oder Laufschuhe. Oder Schuhe. Oder Füße. Man sieht, ich bin zu blöd zum Lügen.

Also bleibt mir nichts als die Wahrheit – die nackte Wahrheit.

Puh, wo soll ich denn beginnen? Ich beginne einfach beim hier und jetzt. Ich habe mir für diesen Artikel echt etwas Tolles einfallen lassen und mit dem Laufen begonnen. Kurz zur Erklärung: ich habe in den letzten 20 Jahren so ziemlich jede Sportart probiert und auch einiges sehr professionell betrieben aber Laufen, liebe Freunde, ist für mich wie Steak für den Veganer -> der blanke Horror inklusive der Reinkarnation Satans. Huch, jetzt hat der Jutebeutelträger doch dran glauben müssen. Sorry, aber als Metapher war das doch ganz passend.

Zurück zum Thema: wie gesagt ich laufe nun seit 2 Wochen. Insgesamt waren es 8 Mal. Ehrlich gesagt war ich überhaupt erstaunt, dass ich nach 10 Schritten nicht an meiner Raucherlunge erstickt bin, aber tja ich lebe noch. Klingt halb so wild. Läufste halt ne. Ich hab mir die perfekte Situation für mein erstes Mal ausgesucht. Nach 3 Tagen der absoluten Isolation wegen wahnsinnig wichtigen Seminararbeiten und vergeblicher Literatursuche, bin ich ausgezuckt. Echt ausgezuckt. Nicht so „boah es reicht, ich dreh jetzt Netflix auf und bewerbe mich beim Hofer“ sondern wirklich so dermaßen ausgezuckt, dass ich Laufen ging. Ich lauf nicht mal einem Bus nach. Auch nicht wenn es der letzte ist. Und nein, nicht der letzte des Tages, sondern der letzte Bus auf unserem Planeten. Selbst dann laufe ich nicht. Aber oh, ja, an diesem Tag sind mir alle Sicherung durchgebrannt. Also habe ich mir meine Laufschuhe, Wasserflasche und Kopfhörer geschnappt und bin einfach losgelaufen. Wie von der Tarantel gestochen und mit einem psychopathischen Killerblick. Ich lief einfach – wie eine Irre. Wie Forrest Gump. Nur aggressiver. Wie Bushido der auf Forrest Gump macht! Ich glaube, das trifft es ganz gut. Und als ich so vor mich hin rannte, fühlte ich mich allmählich besser, stärker, als würde mir die Welt gehören. Nicht schlecht. Ich bin ja doch in Top-Form. Warum bin ich früher nie gelaufen? Ich laufe ja wie eine Gazelle! Und plötzlich Seitenstechen, keine Luft, kurz vorm Erstickungstod. Ich blieb ruckartig stehen und versuchte Luft zu bekommen. Als ich dann nach gefühlten 20 Minuten wieder normal atmen konnte, war ich wenigstens stolz auf meine Leistung. Das war‘s für heute. Boah, jetzt muss ich wieder ewig lange Heim gehen. Ich drehe mich also um, mental darauf eingestellt eine halbe Ewigkeit zu spazieren und siehe da – 300 Meter bis zur Haustür.

Sollte ich jemals eine gute Kondition erwähnt haben, ziehe ich diese Aussage nun zurück. Also kurz gesagt ich hab geschwitzt wie ein Schwein, gestunken wie eines und war absolut am Ende meiner Kräfte. Aber ich hab geschlafen wie ein Baby. Uuuund – that’s the point – mein Hintern und meine Beine waren steinhart.

Also hab ich durchgebissen. Jeden Tag länger. Schneller. Weiter. Und mittlerweile laufe ich als Aufwärmübung vor dem Workout. Und jetzt ratet mal wer sich nicht im Bikini schämen wird – Ich!

Wenn da nicht der Regen wäre. Der buchstäblich auf meine Bikinifigur pinkelt.

Wie soll ich denn da Laufen? Zuhause um die Couch? Oder soll ich Workout machen? Ach, es regnet und ich will nicht. Ich will Pizza essen und im Bett liegen und Netflix schauen. Mah, das darf ich ja wieder nicht sagen. Fitgirls mögen ja keine Pizza. Fitgirls mögen nur Lowcarb und essen strikt clean.  Von den Shakes und Riegeln fang ich gar nicht erst an. Ich bin generell gegen dieses Industriezeugs. Meiner Meinung nach ist das nur der neue trendige Suppenwürfel. Der Suppenwürfel 2.0 #fitnessedition.

Also kommen wir doch zu dem gesunden Zeug. Jetzt bekomme ich endlich die Gelegenheit mich zu einer bestimmten Sache zu äußern. Ich wusste dieser Tag wird kommen. Letztes Jahr im Sommer. Ich weiß es noch als wäre es gestern gewesen. Die Fitness-organic-food-smoothie-Bewegung hat eine neue Innovation hervorgebracht: Den grünen Smoothie. Kein Plan, wie der genau hieß, hab’s nicht so mit diesen Hipster Namen. Jedenfalls sollte das ja das Allheilmittel gegen alles sein. Also ich weiß nicht wer das probiert hat, diesen göttlichen Nektar aus Gurke, Salat, Selleriestangen und Obst. Aber falls es jemand nicht getan hat, werde ich es euch voller Genuss beschreiben: Das war ausgekotztes Katzengras als Smoothie.

Ich habe jede Variation probiert, Erdbeeren reingeworfen, Honig, Ananas, Kiwi, Feenstaub. Ändert nichts. Ausgespucktes Katzengras bleibt Katzengras. Oder wird eben zu ausgespucktem Katzengras mit Erdbeeren. Aber trotzdem hab ich es getrunken. Naja eher gekaut. Widergekäut wie eine Kuh.

Bevor ich mich jetzt weiter über all die dummen Mythen aufrege, die so toll sein sollen und die wir FitMenschen eigentlich zu tiefst hassen aber trotzdem durchziehen, werde ich auflösen warum wir das tun. Warum wir so viel Zeit ins Training stecken, mit Pulver kochen, extra einen Cheatday haben um mal was zu essen, das uns wirklich schmeckt und dauernd neue Sportbekleidung von diversen überteuerten Marken kaufen:

Weil der Lebensstil so gesund ist und Spaß macht. HAHA, ich Scherzkeks.

Weil es geil aussieht. PUNKT.


Fotograf: Michael Lehner

Stylistin: Selina Pichler

Trainer: Mathias Diallo

Model: Julia

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